Die 45-jährige Meret Salvisberg, Mutter von drei Kindern und auf der Suche nach ihrem Weg, ist schon lange fasziniert vom Leben und Wirken des Niklaus von Flüe. Sie probt zusammen mit Beat und
Jan ein Theaterstück über den Eremiten, das sie selbst geschrieben hat. Dabei ist sie vom sogenannten ‚Pilgertraktat’ ausgegangen, einem im 15. Jahrhundert gedruckten Dialog, den ein ungenannter
Mann mit Bruder Klaus führt.
Für den 60jährigen Beat, einen bewährten Laientheaterspieler, ist Theater ein Hobby, für das er alles stehen und liegen lassen würde. Vor allem, wenn Meret Regie führt. Er kennt sich ein wenig in
der Geschichte aus und fühlt sich geehrt, dass er den heiligen Eremiten darstellen darf.
Anders als Beat ist Jan kirchenfern und dieser Niklaus von Flüe ist ihm kaum bekannt. Jan steht den Religionen skeptisch gegenüber und findet, dass Kirchen und Glaubens-bekenntnisse nur zur
Verwirrung der Menschen beitragen und vor allem viel Leiden verursachen. Zwar findet er einige Ansätze des Mystikers durchaus interessant und sogar politisch relevant, kann aber nicht verstehen,
dass man einen Mann als Heiligen verehrt, weil er lange Zeit keine Nahrung zu sich genommen hat.
In ‚Der Eremit’ sehen wir die Autorin und Regisseurin Meret beim Proben mit ihren beiden Schauspielern. Dass es dabei zu Diskussionen kommt über die Theater-Rollen, über die Zeit vor 600 Jahren,
als die Eidgenossenschaft noch in den Kinderschuhen steckte, ist unvermeidlich. Ebenso folgerichtig machen die Gespräche auch nicht Halt vor aktuellen Themen wie dem Hunger in der Welt und was
man dagegen tun kann. Schliesslich kann die geprobte Szene gespielt werden, und siehe da: der Dialog erscheint in einem neuen Licht.
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Ich spielte die Rolle des Jan.